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Geistlicher Missbrauch Schweiz

10 Merkmale

Während der bald fünfzehn Jahre, in denen ich intensiv mit geistlichem Missbrauch und deren Täter, sowie Opfern zu tun hatte, kamen primär die unten genannten Merkmale zum Tragen und sollen helfen, Missbräuche zu erkennen.
  1. Wenn du ein Problem ansprichst, wirst du zum Problem gemacht und das Problem wird nie beprochen.
    Ein sachliches Problem oder ein Missstand werden angesprochen. Plötzlich merkst du, während dem meist manipulativen Gespräch mit dem Leiter, dass du zum Problem gemacht wirst.
    Dies kann bis dahin ausarten, dass die Leiter dir den Glauben absprechen, dich als psychisch krank oder sogar besessen, resp. als Werkzeug Satan's betiteln.
    Die sachliche Diskussion über einen Missstand wird in einem missbräuchlichen System nie stattfinden.

  2. Wenn du einen Leiter/Pastor hinterfragst, wird dir gesagt, du hättest ein Autoritätsproblem.
    Bibelstellen über "Leiterschaft" werden dir als Lektüre verschrieben und stark auf Unterordnung gepocht.
    Entspricht eigentlich dem Merkmal 1 - du wirst zum Problem gemacht. (Taste den Gesalbten des Herrn nicht an!)

  3. Mentoring wird zur Kontrolle missbraucht.
    Mentoring, Coaching, Seelsorge - und alle Namen, die man noch dafür finden möge - werden für die Kontrolle der Mitglieder missbraucht. Leiter besprechen persönliche Détails aus seelsorgerlichen Sitzungen miteinander und versuchen die Untergebenen damit zu manipulieren, bis hin zu Erpressung.
    (siehe dazu auch den hinterfragenden Bericht zum Mentoring

  4. Die Leitung nimmt sich das Recht, über dein Privatleben zu bestimmen.
    Die Leitung ist mehr an deinem Lebensstil, statt an dir als Person interessiert.
    Hier ist nicht eine Anregung über deinen Lebenswandel gemeint, sondern eine Kontrolle. Es kann vorkommen, dass man dir ein Hobby nicht mehr gewährt, einen Musikstil, Bücher, Filme, den Umgang mit "weltlichen" Freunden uvm verbietet.

    Inge Tempelmann führt in ihrem Buch klar dar, dass niemand das Recht hat, über Dein Privatleben zu bestimmen.
    Kein Pastor, kein Leiter, kein Vorgesetzter.

  5. Die Leitung steht nicht zu gemachten Fehlern.
    Da die Leitung sich als ultimatives Werkzeug Gottes sieht, oft auch der Pastor als eine Art Auserwählten, der nicht angetastet werden darf - was übrigens völliger Unsinn ist - wird er seine Fehler nicht eingestehen (wollen).
    Allgemeine Aussagen wie "Wir machen alle Fehler" kann ein Missbrauchender Leiter schon mal von sich geben, doch wenn man von ihm konkret eine Entschuldigung verlangt, werden Merkmale 1 oder 2 in Kraft treten.
    (siehe dazu den Hinterfragenden Bericht "Taste den Gesalbten des Herrn nicht an")

  6. Der Schein zählt mehr als das Sein.
    Fehler, Missstände, körperlicher oder sexueller Missbrauch werden lieber verdeckt gehalten, um den Schein einer heilen Gemeindewelt zu wahren.
    Besucherfreundliche Gottesdienste werden eingeführt. Da sind alle so lieb und die wahren Charaktere kommen nicht zum Vorschein - man spielt sich was vor, wie es die Leitung gegenüber der Gemeinde schon lange tut.
    Bei Vereins-/Gemeinde-Abstimmungen wird befohlen, gemäss Meinung der Hauptleitung zu stimmen.
    Kritische Stimmen werden auf hinterhältige Art und Weise "bekämpft".

  7. Freundschaften und Ehen werden zerstört.
    Kann man den/die Hinterfragenden nicht ruhig stellen, werden die Mitglieder, Freunde und sogar Ehepartner manipuliert und gegen den/die Hinterfragenden aufgehetzt. Aussagen wie: "XY hat eine schwere Zeit und lebt in der Verführung." oder "XY lässt sich nicht mehr vom Geist Gottes leiten und greift die Leiterschaft mit Lügen an." werden meist sehr subtil in diverse Gespräche, Gebetskreise und sogar Predigten eingebaut.

  8. Unangenehme Aussagen werden als Missverständnisse abgetan
    Oft werden in bewusst geplanten Zweiergesprächen Aussagen gemacht, welche die Leiterschaft als Missverständnis oder Lüge deklarieren, sollte der Inhalt dieser Gespräche anderen zuteil werden. Der Hinterfragende wird bewusst als unglaubwürdig dar-/hingestellt.

  9. "Kleider machen Leute"
    Mitglieder werden aufgrund ihrer Position, sei dies innerhalb der Kirche oder im Beruf,  bevorzugt behandelt.
    Andererseits werden kranke oder depressive Menschen bewusst gemieden oder als Minderwertig abgestempelt. z.B. "XY kann Gott noch nicht gebrauchen bis er/sie heil ist."
    Aber den absurden Zehnten zahlen dürfen sie!

  10. Mit-Entscheidung nur proforma
    Die Leiterschaft vermittelt den Mitgliedern oder den Mit-Leitern das Gefühl , sie hätten weitgehend bei einer Entscheidung mitbestimmen dürfen. Oft sind solche Gespräche eine abgekartete Sache, in denen die Leitung bereits entschieden hat und die Diskussion manipulativ zu ihrem Wunschergebnis hin steuert.
    Beim Erkennen und Ansprechen eines solchen Manövers, treten meist Merkmale 1 und 2 in Kraft.
Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Jedes Merkmal könnte mit unzähligen Beispielen und Aussagen untermauert oder weiter ausgeführt werden.